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Am 2.März 2012 besuchte uns erneut Angie Aretz, Mitbegründerin und pädagogische Leiterin des Kinderhauses in Quito, um über die neuesten Entwicklungen im Projekt zu berichten. Neu war, dass sie dies mal Verstärkung mitbrachte: Cristian, 21, kam mit 14 Jahren als Flüchtling aus Kolumbien nach Ecuador. Er lebte bis zu seinem Abitur 2010 sechs Jahre lang im Kinderhaus in Quito. Mittlerweile hat er eine eigene kleine Wohnung, studiert an der Fernuniversität Kommunikationswissenschaften und arbeitet, um für sich und seinen kleinen Bruder, den er mittlerweile aus Kolumbien zu sich geholt hat, den Lebensunterhalt zu verdienen.

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Cristian ist dieses Jahr mit Angie nach Deutschland gekommen, um hier von sich und seinem Leben im Kinderhaus in Quito zu erzählen. Er spricht recht gut Deutsch, und wenn er kompliziertere Sachverhalte nicht ausdrücken kann, dann dolmetscht Angie für ihn. An unserer Schule haben die beiden die Klassen 5a, 5c, 5d, 7a sowie die Spanischkurse in Jg.13 besucht und dort Fotos gezeigt und den Schülern aus Ecuador berichtet. Außerdem hatte Cristian einen neuen Film über das Kinderhaus vorbereitet (bereits in den letzten beiden Jahren zeigte Angie Filme, die er in Ecuador gemacht hatte). Untermalt von lateinamerikanischer Musik und mit deutschen Texten unterlegt erzählt er in seinem Film mit vielen Bildern und kurzen Videosequenzen vom Kinderhaus Árbol de la Esperanza und seinen Bewohnern.

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Wie auch in seinen ersten beiden Filmen ist es Cristian gelungen, dem Zuschauer einen tiefen Einblick in das Leben der Kinder und Jugendlichen im Árbol zu geben. Im Gespräch u.a. mit den Schülerarbolitos berichtete er auch von seinen ganz persönlichen Erfahrungen und von der Bedeutung, die der Árbol in seinem Leben gespielt hat. Er erzählte den Zuhörern, wie entscheidend wichtig es für ihn war, nicht nur ein Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und die Möglichkeit zum Schulbesuch geboten zu bekommen, sondern eine neue Familie zu finden. Die Familie des Árbol hat es ihm ermöglicht, wieder Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen und Vertrauen in sich selbst zu entwickeln, seine Zukunft aktiv zu gestalten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Bei unserer Begegnung mit ihm erlebten wir einen selbstbewussten und sympathischen jungen Mann, der unsere vielen Fragen beantwortete und auch selber Fragen an uns richtete. So wollte er zum Beispiel wissen, warum sich die Menschen hier in Deutschland für ihn und die anderen Kinder und Jugendlichen in Ecuador, einem kleinen Land am anderen Ende der Welt, engagieren und Geld spenden. Wir konnten ihm von unserem Wunsch berichten, etwas von dem Überfluss, der unseren Lebensstil prägt, einzusetzen, um auch weniger privilegierten Menschen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Und dass die Unterstützung des Kinderhauses Árbol de la Esperanza ein guter Weg ist, um in die Zukunft zu investieren und Kindern und Jugendlichen die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen, darüber waren wir uns alle ja einig.

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Nicht wieder nach Ecuador verabschieden konnten wir Cristian, ohne ihn zuvor zu bitten, im Kunstkurs Jg.12 die zahlreichen Entwürfe, die Schüler aus Jg. 11 für die Neugestaltung des Verkaufsschranks der Schülerarbolitos erstellt hatten, mit uns zu diskutieren und den am besten geeigneten auszusuchen. Seine Umsetzung ist derzeit nun in vollem Gange: 2 Schüler aus Jg.11 und 12 schwingen den Pinsel, um den Pausenverkauf künftig noch attraktiver zu machen. Produkt einer beeindruckenden Begegnung mit einem jungen Menschen vom „anderen Ende“ unserer Einen Welt, der uns vom Sinn unserer Arbeit überzeugen konnte.

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