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Bild: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt 2014Seit 10 Jahren findet in der Jahrgangsstufe 11 der Tag gegen Rechts statt. Er ist im Schulprogramm verankert und ein Baustein der Demokratieerziehung an der Anne-Frank-Gesamtschule. Der Arbeitskreis gegen das Vergessen hat den Projekttag beständig evaluiert und weiterentwickelt.

Am 13.09.2021 war es wieder so weit. Als Warm-Up starteten die Schüler:innen mit Assoziationen zu einer großen, gerade sich überschlagenden Welle. „Umwohlsein“, „Problem“, „Lebensgefahr“ nannten sie als erste Eindrücke. Kein Wunder, dass bestimmte politische Kreise die Fluchtbewegungen im Zuge des Syrienkonflikts als „FlüchtlingsWELLE“ bezeichneten. Die Schülerinnen und Schüler stellten fest, dass durch die Verwendung dieser Formulierung Angst und Sorge vor den Geflüchteten gezielt geschürt werden sollten.

 

Cover Mitte-StudieWie solche Effekte auch unsere eigene Wahrnehmung politischer Sachverhalte beeinflussen, haben wir mit Hilfe der Fragen der „Mitte-Studie“ auf der Online-Plattform edkimo.de abgefragt und in Echtzeit ausgewertet. Die Studie, die seit 10 Jahren von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben wird, ermittelt rechtsextreme Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Unsere Ergebnisse, auch im Vergleich zur Auswertung der deutschlandweiten Studie, sorgten für viel Gesprächsbedarf und machten deutlich, dass es lohnend ist, sich mit populistischen Formulierungen kritisch auseinanderzusetzen.

Stammtischparolen wie „Die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg. Jetzt kommen noch die Flüchtlinge!“ wurden einem Faktencheck unterzogen und als reine Propaganda enttarnt. Um solchen Aussagen die Stirn bieten zu können, haben sich die Schüler:innen auch in fiktive Gesprächssituationen begeben, um bei Gelegenheit für eine Auseinandersetzung gerüstet zu sein. Immer wurde deutlich, dass die Parolen absichtlich mit Verallgemeinerungen, unsachgemäßer Vermischung und Vereinfachung arbeiten, um die Menschen zu manipulieren.

Wir haben gelernt: Wer freundlich nach Fakten und Quellen fragt, bringt den Parolenverbreiter schnell an seine Grenzen und lässt ihn auch vor Zuhörer:innen dumm da stehen.

Nach Sichtung der Evaluationsergebnisse beschäftigt sich der Arbeitskreis gegen das Vergessen nun mit der Konzeption eines Fortsetzungstages im nächsten Halbjahr. Viele Schüler:innen gaben an, dass sie gerne noch vertiefter die Auseinandersetzung mit den Stammtischparolen „trainieren“ wollen. (MEI)