Durch die Unterstützung von ehrenamtlich arbeitenden „Lesemüttern" ist es an der Anne-Frank-Gesamtschule möglich, Kindern mit verschiedensten Lese- und/oder Textverständnisschwächen zu helfen.
Wie kommen die Kinder in die Leseförderung?
Zu Beginn des 5. Schuljahres wird ein ELFE-Test durchgeführt. So werden Schülerinnen und Schüler ermittelt, die vorrangig an der Leseförderung teilnehmen. Diese Förderung wird auch in der Jahrgangsstufe 6 fortgeführt.
Die Lesekinder kommen 1 x wöchentlich aus dem Unterricht eines Nebenfachs für eine halbe Stunde in die Schulbücherei der AFG. Hier werden sie 30 Minuten lang individuell betreut und arbeiten konzentriert, bevor sie wieder in ihren regulären Unterricht zurückgehen und ein neuer Schüler die Förderung wahrnimmt. Auf diese Weise können möglichst viele Kinder effektiv unterstützt werden.
Was bedeutet „Leseförderung"?
Bei der Leseförderung handelt es sich um eine äußerst intensive und individuelle Arbeitszeit, in der das Kind mit seinen Stärken und Schwächen im Fokus steht und nach seinen Bedürfnissen arbeiten kann. Dazu stehen in der Bücherei diverse Lektüren und Übungsmaterialien zur Verfügung. Eine Lesemutter betreut immer nur einen Schüler.
Wie läuft der Informationsfluss „Lesemutter, Lesekind, Lehrer"?
Über Rückmeldezettel erfährt der jeweilige Deutschlehrer, was die Lesemutter mit dem jeweiligen Lesekind gemacht hat und wie es „lief". So kann es auch schon mal vorkommen, dass ein Lesekind bei merklicher Verbesserung und einer nicht mehr zwingend notwendig erscheinenden Förderung nach Absprache mit dem Deutschlehrer, den Eltern und dem Kind selber nicht mehr zur Förderung kommen braucht. So kann dafür ein anderes Kind von der Leseförderung profitieren.
Eine Besonderheit in der Leseförderung:
Es besteht eine Lese-Kooperation mit dem Kindergarten St. Notburga, der sich gegenüber der Anne-Frank-Gesamtschule befindet. Dazu üben die Lesemütter mit ihrem jeweiligen Lesekind Kindergartenlektüren ein. Frau Kalwa, eine Lehrerin unserer Schule und Betreuerin des Leseförderprojektes, geht mit zwei Lesekindern einmal wöchentlich zum Kindergarten und lässt sie dort eine Viertelstunde den ganz Kleinen etwas vorlesen.
So lernen auch unsere Lesekinder Wertschätzung kennen. Lesen sie sonst vielleicht nicht so gerne laut vor, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie unter Umständen zu langsam oder stockend lesen und andere ihnen dann nicht mehr so gerne zuhören, hängen hier die Kindergartenkinder an ihren Lippen und sind begeistert von ihrer Fähigkeit, ihnen vorzulesen. Jede Woche kommen zwei andere Lesekinder in den Vorlesegenuss, sodass im Laufe eines Schuljahres jedes Kind, das an dem Kindergartenprojekt teilnehmen möchte, einmal im Kindergarten vorlesen darf.
Das Kindergartenprojekt ist auf freiwilliger Basis, d.h., dass die Leseförderkinder, die in der Einrichtung vorlesen möchten, sich freiwillig dazu melden. Das Feedback sowohl seitens der Schüler als auch der Kindergartenkinder ist großartig. Alle freuen sich, wenn es wieder losgeht und „die Lesemäuse", wie unsere Schüler von den Kindergartenkindern genannt werden, wieder zu Besuch kommen.
Warum ist das Leseförderprogramm so wichtig?
Die Lesekinder haben so die Möglichkeit, evtl. Schwächen ab- und ihre Lesekompetenzen auszubauen. Sie vertiefen ihre Kenntnisse im Bereich des sinnentnehmenden Lesens. So können sie nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch in allen anderen Fächern sogar komplexe Texte und Aufgabenstellungen erfassen und bearbeiten. Ihr Sprachgefühl und Wortschatz werden erweitert und dienen so der Sprachproduktion.
Und nicht zu vergessen, wird die Freude an Literatur geweckt. Ob es ein informatives Sachbuch, ein spannender Krimi oder eine herzzerreißende Liebesgeschichte ist, die Schüler werden an die Welt der Bücher heran geführt und erfahren, wie bereichernd es sein kann, sich mit Geschichten und Texten zu befassen.
Kleine Anmerkung von mir als ehemalige „Lesemutter":
Die meisten „meiner" Lesekinder kamen mit viel Freude und Motivation zu mir. Diese spezielle Aufmerksamkeit, die man dabei nur diesem einen Lesekind schenkt, ist etwas ganz Besonderes. Und wenn ein Kind mal nicht so motiviert zum Lesen kam, half ein offenes Ohr für kleine Pro-bleme. Ich freue mich heute noch, wenn mich ein ehemaliges „Lesekind" grüßt.