Criminale 2011: Mord am Kaugummiautomaten
Ein seltsamer Tag (Julia Vogel)
Ich war 25 und eigentlich viel zu alt für sowas, aber es war einfach ein Kindheitstraum von mir. Ich ging also zum Kaugummiautomaten und warf eine Münze ein. Es polterte und krachte und eine blaue Kaugummikugel rollte aus der Öffnung. Mit einem Grinsen griff ich danach, doch das Grinsen blieb mir im Gesicht stecken. Irgendetwas war komisch. Ich zog meine Hand zurück. An meinen Fingern war etwas Rotes. Ich wich erschrocken zurück. Ich musste ja nicht direkt an das Schlimmste denken. Sicher war das nur ein dummer Kinderstreich. Rote Farbe im Kaugummiautomaten. Was man als Kind nicht alles gemacht hat.Ich rieb die Flüssigkeit zwischen meinen Fingern. Wie Farbe fühlte es sich nicht an. Ich schaute aufmeine Finger. Blutrot war die Farbe und irgendwie wurde sie an den Rändern langsam braun. Ich wich erschrocken zurück. Mein Atem stockte und mein Herz raste. Das an meinen Fingern war Blut! Panik stiegin mir auf. Was sollte ich machen? Die Angst verbreitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Körper. Mein Kopf dröhnte. Ein lauter Knall über mir ließ mich aus dieser grausamen Trance erwachen. Alarmiert blickte ich nach oben. Jemand hatte mit viel Wucht ein Fenster zugeschlagen. Ein kleiner weißer Zettel segelte genau auf mich zu. Ohne nachzudenken griff ich nach ihm. Mit zittrigen Fingern faltete ich den ihn auseinander. „ Ich sehe Dich! ÜBERALL !!!“ stand da in klobigen roten Buchstaben. Mein Herz rutschte noch ein Stück tiefer und mein Atem blieb in meinem Hals stecken. Jetzt machte sich erst recht Panik in mir breit. Ängstlich und zitternd schaute ich mich um. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Alles war wie ausgestorben um mich herum. Es war kein Geräusch zu hören. Mein Puls pochte laut in meinen Ohren, meine Hände waren kalt und nass und meine Gedanken fuhren Achterbahn in meinem Kopf. Alles um mich herum fing an sich zu drehen. Diese entsetzliche Panik schnürte mir den Hals zu. Ich rang nach Luft.
Die lang gezogene Straße schlängelte sich durch den kleinen Ort. Es war Winteranfang und eine dünne Schneeschicht hatte in der letzten Nacht die Stadt wie mit Puderzucker überstreut. Das 200 Seelen Dorf lag an einem Hügel in der Eifel war ein beliebtes Touristenziel. In der Mitte dieser Straße stand ein junger Mann. Vielleicht 25 Jahre alt und recht gut gebaut. Er war für diese Jahreszeit viel zu dünn gekleidet. Er trug nur einen Strickpullover und eine Jeans. Seine sonnengebräunte Haut verriet, dass er nicht von hier stammen konnte. Er stand seltsam still dort. Schon eine ganze Weile bewegte er sich nicht mehr von der Stelle. Er zitterte am ganzen Körper. Sonntagnachmittags ist das Dörfchen immer wie ausgestorben. Die Einwohner sitzen um diese Zeit meistens in ihren geheizten Küchen und essen Kuchen und trinken Kaffee. Keiner bemerkte den jungen Mann.
Nach einer langen Zeit erwachte ich wieder aus meiner Trance. Ich hoffte so sehr, dass ich das alles nur geträumt hatte. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt es eigentlich war. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein Blick fiel auf meine Hände. An der einen Hand war etwas Rotes. Die andere umklammerte krampfhaft einen kleinen Zettel. Es war alles kein Traum, sondern die grausame Realität. Vor Kälte, Angst und Ungewissheit drehte sich mein Magen um. Vor meinen Augen wurde es schwarz. Ich spürte einen harten Aufprall und danach nichts mehr. Ich blinzelte, langsam öffnete ich meine Augen. Aus weiter Ferne glaubte ich Stimmen zu hören. Flüsterten sie? Vor meinen Augen war alles verschwommen und ein ungemeiner Schmerz hämmerte in meinen Kopf. Mein Körper fühlte sich so schwer an. Ich konnte mich nicht bewegen. „Er wird wach!“, wer sprach dort? Ich versuchte so gut wie möglich meine Augen zu öffnen. Vor meinen Augen nahm ich die Umrisse einer Person wahr. Die Stimmen um mich herum kamen näher. „Hol dem armen Kerl mal ein Glas Wasser“. Irgendjemand zog mich nach oben und stopfte mir ein Kissen in den Rücken. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen. Ich blickte noch einmal auf. Um mich herum wurde alles deutlicher. Ich saß, beziehungsweise mehr oder weniger lag ich, auf einem dunkelgrünen Sofa. Dieses stand in einem kleinen Raum mit dunklen Eichenschränken, einem dunklen Tisch und darum dunkelgrüne Stühle. Vor dem Fenster hingen dunkelgrüne Vorhänge. Neben mir saß eine dicke, ältere Dame auf einem Stuhl. Sie hatte ein freundliches, rosiges Gesicht, das von graublonden Locken umrahmt wurde und tupfte mir mit einem kalten Lappen meine Stirn. „Ähm, wo… wo bin ich?“, stotterte ich. „Ah, der Herr ist wieder da? Sie sind bei mir zu Hause. Ich wollte gerade den Müll ‚runterbringen, da sah ich Sie im Schnee liegen. Sie sind viel zu dünn angezogen für dieses Wetter. Sie sind wohl nicht von hier?“ Ich wusste nicht genau wo ich war. Was war passiert? Ich wusste nur noch, dass ich aus der Pension gegangen war um etwas aus dem Auto zu holen und dann den Kaugummiautomaten gesehen hatte. Was war dann? Mein Kopf dröhnte und schmerzte. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Die freundliche Frau reichte mir ein Glas kaltes Wasser. Dankbar nahm ich einige Schlucke. Ein kleiner Junge tauchte plötzlich neben ihr auf. Stolz präsentierte er ihr zwei Kaugummikugeln, die er aus dem Automaten geholt hatte. „Schau mal Omi. Eine grüne und eine blaue“, strahlte er. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig und mein Herz fing an zu rasen und kalter Schweiß stieg mir auf die Stirn. Mir fiel plötzlich alles wieder ein. Der Kaugummiautomat, das Blut, der Zettel und meine Angst war wieder da. Sollte ich der Frau etwas davon erzählen? Sie würde mich sicher für verrückt erklären. Ich musste irgendwie hier weg kommen. Ich konnte nicht tatenlos hier herumsitzen, während vielleicht draußen ein Mörder rumlief! Ich musste zur Polizei. Ich wollte aufspringen, fiel aber sofort wieder zurück aufs Sofa. In meinen Ohren rauschte es und mein Kopf fühlte sich an, als würde jemand in ihm Schlagzeug spielen. „Nicht so schnell, junger Mann. Sie sind ganz schön auf den Kopf gefallen. Das wird eine dicke Beule geben. Bleiben sie lieber noch etwas sitzen“, sagte sie besorgt. Wie kam ich nur jetzt hier weg? „Entschuldigen Sie, ist die Pension „Zum Sonnenschein“ weit entfernt von hier?“ „Ach, Sie wohnen in der Pension, gehören sie etwa auch zu diesen Leuten dort?“ Wovon redete sie nur? „Ja, ich wohne dort, können sie mir vielleicht sagen, wie ich dorthin komme? Ich glaube, ich würde mich gerne eine Runde dort hinlegen.“ „Ja, natürlich kann ich Ihnen sagen, wie sie dort hinkommen. Wenn sie hier aus der Türe gehen, müssen sie eigentlich nur geradeaus gehen, am Brunnen vorbei und dann neben der Bäckerei rechts. Dort ist dann auch schon die Einfahrt zur Pension. Aber wollen sie nicht noch ein bisschen hier bleiben und sich ausruhen?“, fragte sie besorgt. „Vielen Dank. Sie haben schon genug für mich getan. Vielen Dank. Ich werde mich jetzt mal auf den Weg machen“, Sagte ich freundlich aber bestimmt. „Hach, euch jungen Leuten kann man heute auch nichts mehr sagen“, rief sie lachend. Sie drückte mir noch eine Dose selbstgebackener Kekse in die Hand und gab mir einen zweiten dicken Pullover, den ich anziehen musste. Ich bedankte mich noch einmal und ging mit höllischen Kopfschmerzen in die Kälte hinaus.
Dank der Erklärungen der Frau fand ich die Pension ziemlich schnell. Ich begab mich in mein Zimmer und setzte mich erstmal auf mein Bett. Alles war so komisch. Was mir an diesem Nachmittag passiert war, konnte ich nicht einordnen. Erst das mit dem Kaugummiautomaten. Dann mein Sturz und die Frau, die von irgendwelchen Leuten sprach. Was meinte sie wohl damit als sie „gehören Sie etwa auch zu den Leuten dort?“, sagte? Die Pension war rappelvoll und hier liefen eine Menge Leute herum, aber besondere oder auffällige Personen hatte ich noch nicht gesehen. Aber ich war ja auch erst seit zwei Tagen hier. Ich fing an zu grübeln. Was sollte ich angesichts der ganzen Ereignisse denn jetzt tun? Wem sollte ich davon erzählen? Sollte ich überhaupt jemandem davon erzählen? Die Polizei sollte ich vielleicht besser nicht einweihen. Nachher kommt das noch mit dem Kratzer an Frau Jürgens ´Auto raus. Ich beschloss einfach mal, mich ein wenig im Ort umzusehen. Noch einmal lief ich die Straße lang, die sich durch das ganze Dorf zog. Vor dem Kaugummiautomaten, der dort tatsächlich stand, blieb ich wie angewurzelt stehen. Mein Herz fing wieder an zu rasen. Ich musste schwer an mich halten und sehr tief durchatmen, um meine Panik zu unterdrücken. Diesen Automaten genau zu untersuchen traute ich mich nicht. Ich blickte um mich. Erst jetzt bemerkte ich, wie belebt die Straße auf einmal war. Überall liefen Leute herum. Die einen trugen lange Kabelrollen und andere schleppten dicke silberne Koffer durch die Gegend. Überall herrschte reges Treiben. Ich blickte vor mich auf den Boden. Meine Kehle schnürte sich zu. Die Bilder und Ängste von heute Mittag stiegen mir wieder in den Kopf. Vor meinen Füßen bahnten sich kleine rote Tropfen einen Weg durch den Schnee. Wie von einer Maschine gesteuert folgte ich, mit langsamen und schweren Schritten, dieser Blutbahn. Sie endete vor einem Gullydeckel. Was ich dann sah, dreht mir den Magen um. Aus dem Gullydeckel ragten lange dünne Finger. Die Fingerkuppen waren Blut überströmt und aufgeplatzt und ließen auf einen verzweifelten Kampf schließen. Hunderte Fragen schossen mir durch den Kopf.
Er stand dort und bewegte sich kein bisschen. Um ihn herum schien keiner zu bemerken, dass er da war. Die Menschen liefen geschäftig und gehetzt durcheinander und nahmen keine Notiz von dem, was um sie herum geschah. Keiner sah das, was der junge Mann dort sah. Oder etwa doch?
„Ey, du da“ ich blickte mich um. Neben mir stand ein etwa 12 jähriger, blonder Junge. „Sieht ganz schön echt aus, nicht wahr?“ Fragend blickte ich ihn an. „Ja, die Finger dort meine ich. Das haben die echt gut hinbekommen!“ Ich verstand nicht recht. Ich blickte mich um. Erst jetzt fiel mir auf, was um mich herum geschah. Überall waren Kameras aufgebaut. Die Menschen mit den Silberkoffern liefen durch die Menschenmenge und verteilten auf den Gesichtern der Menschen noch Puder oder verbesserten die Frisuren. Jetzt fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Hier war kein wirkliches Verbrechen geschehen. Hier wurde lediglich ein Krimi gedreht. Ich blickte zu dem Junge. „Welcher Film wird denn hier gedreht?“ „Er heißt „Mord am Kaugummiautomaten“ und wird bestimmt ein richtiger Kassenschlager!“ Alles, was ich gesehen hatte, alles, was mich zu Tode erschreckt hatte waren Requisiten, die in der Pause der Schauspieler verlassen zurückgeblieben waren. Mir viel ein dicker Stein vom Herzen. Diesen Film musste ich mir auf jeden Fall anschauen!
Julia Vogl
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à propos…
Es ist ja auch so'n Ding, dass Intelligenz das am gerechtesten verteilte Gut der Welt ist, weil jeder denkt, er hätte genug davon.
Quelle: Tanja Gabriele Baudson in WDR Zeitzeichen vom 18.10.2021
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2. Std. | 9:30 - 10:30 Uhr |
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2. Hofpause | 11:35 - 11:55 Uhr |
4. Std. | 11:55 - 12:55 Uhr |
5./6. Std. bzw. Mittagspause |
12:55 - 13:25 Uhr / 13:25 -13:55 Uhr 12:55 - 13:55 Uhr |
7. Std. | 13:55 - 14:55 Uhr |
8. Std. | 15:00 - 16:00 Uhr |