Deutsche Gesamtschüler in Roubaix



„Anne-Frank“ trifft „Anne-Frank“



Am Mittwochmittag fand im Rathaus ein Empfang zu Ehren von 15 jungen deutschen Schülern der Gesamtschule Anne-Frank statt, die einige Tage bei ihren Austauschpartnern verbringen. Ein Empfang, in dessen Verlauf viel von Hass und Liebe gesprochen wurde.



Seit Juni 2000 existiert ein Sprach- und Kulturaustausch zwischen den Jugendlichen des Collège Anne-Frank und ihren Partnern aus Deutschland von der Anne-Frank-Gesamtschule, die ihrerseits die Sprache Voltaires erlernen. Der Austausch hat bereits Tradition: im Januar kommen die Deutschen nach Roubaix, im Juni findet der Gegenbesuch statt. In Roubaix betrifft der deutsch-französische Austausch 12 junge Schüler aus verschiedenen Deutschkursen, die alle eins gemeinsam haben: ihre Deutschlehrerin, Mme Le Goff, die gleichzeitig den Austausch betreut.



Ein „Bad in der Kultur“



Die Jugendlichen der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen, der Nachbarstadt von Mönchengladbach, sind am Montag angekommen. Gleich zu Beginn haben sie bei verschiedenen Aktivitäten, vor allem spielerischer Natur, einander kennen lernen können. Anschließend haben sie während einer Stadtrallye gemeinsam mit ihren Partnern die örtlichen kulturellen Schätze erkundet. Am Dienstag stand für die meisten Deutschen die Teilnahme an den schulischen Aktivitäten ihrer französischen Partner auf dem Programm. Abgesehen vom Empfang im Rathaus galt der Mittwoch dem Besuch von Euralille. Der Tag wurde in der „Piscine“ (ehemals Schwimmbad, heute Kunstmuseum) beendet, Höhepunkt des unvermeidbaren „Bades in der Kultur“.



Der Aufenthalt war kurz, aber intensiv, reich an Entdeckungen sowohl sozialer Art (die Schüler waren bei ihren Austauschpartnern untergebracht) als auch pädagogischer Natur durch Einblicke in das französische Schulsystem, ohne den kulturellen Aspekt zu vernachlässigen!



Möge die Liebe den Hass endgültig besiegen





Darüber hinaus haben 3 sechzehnjährige deutsche Schüler mit guten Französischkenntnissen den Dienstag in der Vorschule François Villon verbracht und sowohl die regulären Aktivitäten verfolgt als auch eigene Ideen mit den Schülern verwirklicht. Eine Erfahrung, die bei ihrer Rückkehr den Praktikumsbericht bereichern wird.



An all dies wurde beim Empfang im Rathaus erinnert. Ein an Erfahrungen reicher Aufenthalt! Schulleiter Paul Delienne vom Collège in Roubaix ließ es sich nicht nehmen, in seiner sehr schönen Ansprache auf den Symbolgehalt des Leidens, des Friedens und der Toleranz zu verweisen, der mit dem Namen Anne Frank verbunden ist. Er erinnerte zum Beispiel an das schreckliche Ende ihres Lebens,  „ein Leben jedoch, das märchenhafte Züge aufweist“…

Die schrecklichen Leiden der Anne Frank sind bedauerlicherweise tägliche Realität.

„Jeden Tag senden sich Länder Zeichen des Hasses, indem sie freundschaftliche Bande zerschneiden und auf ihrem Recht beharren.“… Die Botschaft des Schulleiters wurde aufgegriffen vom Schuldezernenten  Robert Cailleaux, der sich glücklich zeigte „über Annäherungen zwischen Europäern mit dem erklärten Ziel, den Hass zu ersetzen durch die Liebe der Anderen“.



Aus: „Nord Éclair“ vom 18.01.2002